Höchberger Narren feiern sich selbst ganz groß

So einen lockeren und heiteren Festkommers hatte man in Höchberg selten erlebt. Da waren sich alle einig, die der Faschingsgilde Helau Krakau zu ihrem 4×11-jährigen Jubiläum im Pfarrheim gratulieren wollten. Hierher war man ausgewichen, nachdem die TG-Halle nach dem Kabelbrand noch nicht wieder benutzbar ist. Und das war auch gut so, denn im Pfarrheim ist die Gilde zu Hause, hörte man des Öfteren. Doch anders als bei den Prunksitzungen im Winter schien jetzt die Sonne und erwärmte den Saal schnell auf Betriebstemperatur.

„Wenn wir im normalen Leben wären, würde die Gilde heute Sternenhochzeit feiern“, begrüßte Sitzungspräsident Michael Kiesel die Ehrengäste, die Vertreter der örtlichen Vereine und die Mitglieder. Sie alle fanden in dem festlich geschmückten Saal Platz. Denn 44 Jahre verheiratet heißt: „Sternenhochzeit“. Nach der weiteren Begrüßung durch Vorsitzenden Bernd Wilhelm hielt Schirmherr Manfred Ländner eine gereimte Rede, ganz so, als wenn es eine Bütt wäre.

Ein Blick zurück

Wahrscheinlich, so Kiesel, war er inspiriert vom Rednerpult. Das war nämlich die moderne Bütt der Faschingsgilde. Ländner ging tief in die Geschichte zurück. Bereits 1962, so hatte er in der Chronik der Gilde gelesen, gab es erste Faschingsveranstaltungen in Höchberg. Den Menschen ging es, dank des Wirtschaftswunders, besser und so hielten auch Frohsinn und Heiterkeit wieder Einzug in Deutschland. Auch hier traf man sich schon im Pfarrheim, genauso wie heute, stellte Ländner fest.

Im Jahr 1972 gab es dann die erste Prunksitzung und weil man besser im Verein organisiert war, als ein „wilder Haufen“ zu bleiben, gründete man 1975 einen Verein, eben die Faschingsgilde Helau Krakau. Erster Vorsitzender war damals Hans Kohl und Sitzungspräsident Hugo Scheder. Über all die Jahre hat sich die Gilde unverzichtbar gemacht in Höchberg, stellte Ländner fest und lobte die gute Nachwuchsarbeit, die bei den Tänzerinnen, aber auch in der Bütt gelobt wird. Allerdings stellte er auch fest, dass zu Beginn des Vereins der Humor „selbst gemacht und nicht aus dem Internet kopiert“ wurde. Aber „über allem stand die Sittlichkeit“.

Gilde hat soziale Aufgabe

Festredner Jürgen Röhl

Ebenfalls sehr humorvoll war die Festrede von Jürgen Röhling. Er hatte den Narren bereits zum 33-jährigen den Spiegel vorgehalten und tat es auch in diesem Jahr in seiner unnachahmlichen Art. Er fühlte sich ein wenig wie die Hofnarren im Mittelalter. Sie verkleideten ihre Kritik am Herrscher mit Humor und frechen Worten, ganz so wie die Faschingsgilde es heute tut. Die Gilde habe allerdings auch eine soziale Aufgabe, so der Laudator. Sie bietet der Jugend Alternativen und ist aus dem Gemeindeleben nicht wegzudenken. Auch Röhling hatte seine Rede in Reimform verfasst, ein Zeichen, dass er die Narren versteht. Bedauerlich fand er das Verschwinden der Dialekte in unserer Sprache. Die heute gebräuchlichen Anglizismen seine keine Alternative. Er befasste sich sehr humorvoll mit dem aktuellen Vorstand, ganz so wie es Till Eulenspiegel mit seiner Obrigkeit getan hatte.

Die Obrigkeit war in Form von Bürgermeister Peter Stichler erschienen. Er attestierte der Gilde nicht nur eine große Vergangenheit, sondern auch eine große Zukunft. „Bleibt im Leben Optimisten“, rief er den Narren zu.

Geschenk im Gepäck

Tobias Brand vom Fastnacht Verband Franken (FVF) hatte neben den Grußworten auch ein Geschenk für die Faschingsgilde mitgebracht. Die Urkunde enthielt eine Einladung für den Verein ins Deutsche Fastnachtsmuseum nach Kitzingen. Die kürzeste Rede hielt für die örtlichen Vereine Brigitte Wollny vom Obst- und Gartenbauverein, ehe mit Ernst Josberger der stellvertretende Landrat und ein erprobter Fasenachter die Bühne betrat. Er gratuliere, ebenfalls in Reimform, zum „eckig-runden Jubiläum“. „4 x 11 die Narrenzahl, ist ein Grund zum feiern-allemal“, war sein Schlachtruf, den er gerne auch noch in elf Jahren den Höchberger Narren entgegenwerfen möchte. Dann allerdings mit einer fünf am Anfang.

Mit Ernst Härtel und Georg Riederer wurden vom Verein dann zwei Urgesteine zu Ehrenmitgliedern ernannt. Beide sind Gründungsmitglieder und stehen auch heute noch für ihre Gilde parat, wenn sie gebraucht werden. Sie traten in verschiedenste Rollen in ihrer närrischen Karriere auf und sind auch heute noch für die Nachwuchskräfte ein leuchtendes Vorbild. Denn die Höchberger Besonderheit ist es, nur eigene Gewächse bei der Prunksitzung auftreten zu lassen und keine Nummern zuzukaufen. Das verdient höchsten Respekt, lobten alle Redner des Abends.

Georg Riederer und Ernst Härtel (jeweils mit Urkunden) wurden beim Festkommers der Faschingsgilde Helau Krakau zu Ehrenmitgliedern ernannt. Mit auf dem Bild (von links): Vorstand Bernd Wilhelm, Bürgermeister Peter Stichler, Sitzungspräsident Michael Kiesel, Kassier Michael Thiele
Text und Bildaufnahmen: Matthias Ernst

1 Gedanke zu „Höchberger Narren feiern sich selbst ganz groß“

  1. Beim Absatz „Ein Blick zurück“ hat der Berichterstatter fälschlicherweise Hugo Scheder zum ersten Sitzungspräsident gemacht. Das ist falsch, erst3 Sitzungspräsident war unser unvergessene Alfred Wilhelm und zweiter Sitzungspräsident war Hans Kohl. So auch nachzulesen in der Chronik.
    Wolfgang Knorr

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