Vom Klimaklebern, Lästerschwestern und einem Pfarrer

Zum Schluss seiner über 40-jährigen Auftritte bei der Faschingsgilde Helau Krakau ließ es Ernst Härtel noch einmal so richtig krachen. Zusammen mit seinem Enkel Manuel Münch trat er noch einmal in der Rolle auf, die ihn, damals noch zusammen mit dem verstorbenen Raimund Braunreuther, berühmt gemacht hatte, als „Stars vom Stadtrand“.

Anders als in der RTL-Sendung Dschungelcamp „Ich bin ein Star, hol mich hier raus“, ist Härtel ein echter Star in der Gemeinde. Wer kennt den umtriebigen „Ernstl“ nicht. So konnte er es sich auch rausnehmen, an seiner Abschiedsvorstellung nochmal voll vom Leder zu ziehen. Ob es der ausgefallene Festumzug zum 1275-jährigen Jubiläum von Höchberg („die Waldbüttelbrunner lachen doch über uns“) war oder die vier Grenzgänge im Jubiläumsjahr, die nichts für ältere Herrschaften waren oder das Experiment mit einem Faschingszug, der gleich zweimal und nur mit Fußgruppen durch den Ort lief, alles wurde von Härtel und Münch gemeinsam vorgetragen und wortreich ergänzt: „Und jetzt das gesprochene Wort“, war der Aufhänger.

Dem Publikum gefiel, was es hörte und lachte sich kaputt bei den witzigen, aber wahren Aussagen der beiden. Vielleicht war auch das ein Grund, warum alle dem Ernstl ein Geburtstagsständchen sangen, als es Mitternacht wurde am Freitag. Denn auf der Bühne wurde er 85 Jahre und erklärte sichtlich gerührt seinen Rücktritt. Nicht ohne seinen Dank auszusprechen für all die Jahre der Treue zur Gilde und zum Fasching. Da passte es ganz gut, dass er in seinen Geburtstag auf der Bühne hineinfeiern konnte, aber auch heraus feiern, denn die Gilde hatte an diesem Wochenende eine Freitags- und eine Samstagssitzung anberaumt.

Ansonsten war es eine Spitzensitzung mit allem, was den Fasching in Höchberg ausmacht. Neben der Tatsache, dass nur eigene Leute auftreten und keine Nummern zugekauft werden müssen, wie in anderen Orten üblich, macht es die heimelige Atmosphäre des Pfarrheims aus, welche die Menschen seit Jahren anzieht. Bunt gemischt war das Publikum, das sich die Sitzung mit fünf oder sechs Stunden Dauer, genau wollte sich Sitzungspräsident Michael Kiesel nicht festlegen, anschaute. 

Dazu trugen sicher auch die schmissigen Marschtänze und die kostümgewaltigen Showtänze bei, die sich mit Wortbeiträgen abwechselten. Michael Kiesel als Dorfbüttel hatte das Ortsgeschehen genauso aufmerksam verfolgt, wie die Stars vom Stadtrand. Er richtete sein Augenmerk mit den „Bekanntmachungen“ auf die „Klagemauer an der Markthalle“, das noch immer nicht stehende Geschäftshaus am Ortseingang oder die „Kiss & Go“ Bereiche an den Schulen. Diese bedeuten, dass die „jungen Mütter auch mal loslassen können“, ihre Kinder schaffen das auch alleine.

Unterschiede von früher und heute

Auch die katholische Kirche bekam ihr Fett weg, weil die Kirche St. Norbert im Hexenbruch das ganze Jahr zur Verfügung steht, Mariä Geburt im Altort aber nur in den Sommermonaten. Das focht Pfarrer Matthias Lotz in keiner Weise an, er bereicherte die Prunksitzung als „Krackenpfarrer“ und lud die Menschen ein, doch in den Gottesdienst zu kommen: „Dort können Sie mehr von mir hören“.

Unterschiede von früher und heute, deckte Lissi Bauer gnadenlos auf und stellte fest: „Schö war’s“ früher. Auch heute noch kann es schön sein, verbreiteten Martin Hupp und Stefan Seubert ihre Botschaft. Hilfreich dabei kann die Apotheke sein, schließlich arbeitet Prinzessin Ute II. in der Höchberger Apotheke und kann bei so manchen Wehwehchen helfen. Ihrem Prinzen Stefan I. hat sie jedenfalls nach seinem Missgeschick geholfen.

Bericht & Bilder: Matthias Ernst
Quelle: https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/hoechberger-fasching-von-klimaklebern-laesterschwestern-und-einem-pfarrer-art-11372891